Nikotin, auch Nicotin, ist ein natürlich in den Blättern der Tabakpflanze, sowie in geringerer Konzentration auch in anderen Nachtschattengewächsen vorkommendes Alkaloid, das erregende oder lähmende Wirkungen auf das vegetative Nervensystem hat. Nikotin ist der hauptsächlich für das Suchtpotenzial von Tabakgenuss verantwortliche Wirkstoff im Tabak.
Nikotin ist in verschiedenen Darreichungsformen legal. Seit 1993 besteht eine EU-Richtlinie für die Tabaksteuer, auf der auch die deutsche Besteuerung von Tabak- und Nikotinprodukten basiert. Der Erwerb von Nikotinprodukten ist in Deutschland ab 18 Jahren erlaubt.
Nikotin fördert die Ausschüttung von Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin. Bei regelmäßigem Konsum erhöht sich die Zahl der Andockstellen im Gehirn für das abhängig machende Nikotin. Nikotin gilt als die am stärksten abhängig machende Substanz überhaupt. Sie ist auch die tödlichste, da sie schwere Folgeerkrankungen verursacht.
Diese Eigenschaft ist bedingt durch die karzinogene (krebserregende) Wirkung der bei der Verbrennung von Tabak entstehenden Substanzen. In geringen Dosen ist Nikotin ein Stimulans, in mittleren Dosen wirkt es entspannend. Es ist ein starkes Gift, das schon in einer Dosis von nur ca. 60 mg für den erwachsenen Menschen tödlich sein kann. Eine Zigarette kann bis zu 13 mg Nikotin enthalten, beim Rauchen wird wesentlich weniger (rund 1mg) aufgenommen. Für Kleinkinder ist allerdings eine zerkaute oder verschluckte Zigarette lebensgefährlich!
Nikotin wird in verschiedenen Formen konsumiert. In Form von (selbstgedrehten) Zigaretten, Pfeifentabak, Zigarren, Shisha-Tabak, Schnupf- und Kautabak.
Eine spezielle Konsumform ist die E-Zigarette oder auch Vaporizer. Diese verdampft ein sog. „Liquid“, eine Flüssigkeit, welche Nikotin enthalten kann. Da keine Verbrennung stattfindet, gilt die E-Zigarette laut Schätzungen des britischen Gesundheitsministeriums als 95% weniger schädlich als „normale“ Zigaretten. Es sind jedoch auch Studien bekannt, welche E-Zigaretten als Verursacher von Bronchitis und anderen Atemwegserkrankungen anführen.
Innerhalb der Rauchentwöhnungstherapie wird Nikotin in Form von Pflastern und Kaugummis, sowie Nikotinsprays verabreicht und die Dosis langsam reduziert.
Die erwünschte Wirkung von Nikotin ist ein entspannender und beruhigender Effekt auf das zentrale Nervensystem. Mitunter wird auch der Effekt des „Socialising“, also des gemeinsamen Konsums mit anderen Raucher:innen als erwünschte Wirkung genannt.
Kurzzeitnebenwirkungen sind die Senkung des Sauerstoffgehalts im Blut, eine Aufhellung der Stimmung, sowie die Senkung des Appetits. Die Aufmerksamkeit wird gesteigert, die Hauttemperatur sinkt und der Stoffwechsel beschleunigt sich. Die Blutgefäße ziehen sich zusammen und werden schlechter durchblutet.
Beim Menschen zeigt sich eine Überdosierung durch Erbrechen, Übelkeit, Kopfschmerzen und Durchfall. Vermehrt ausgestoßene Stress-Hormone (z.B. Adrenalin) verursachen einen Anstieg des Blutdrucks und einen erhöhten Glucosespiegel im Blut.
Das Rauchen von nikotinhaltigem Tabak ist für die Entstehung schwerer Erkrankungen verantwortlich, allen voran Lungenkrebs sowie chronische Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Durch den erhöhten Glucosespiegel im Blut fördert Rauchen die Wahrscheinlichkeit an Diabetes zu erkranken. Aufgrund der kombinierten körperlichen und psychischen Wirkungen entwickelt sich eine Abhängigkeit, die es den Betroffenen schwer macht, mit dem Rauchen aufzuhören. Rauchen wirkt sich negativ auf Zähne und Zahnfleisch aus.
Die Symptome des Nikotin-Entzugs können körperlich sein (Schwitzen, Zittern, Müdigkeit, Verstopfung, Hungerattacken). Psychisch tritt ein starkes Verlangen nach Konsum (Craving) ein, die Entziehenden zeigen oft gesteigerte Aggressivität, Nervosität, innere Unruhe und Konzentrationsschwächen. Die Entzugssymptome sind anfangs äußerst stark und lassen erst nach Wochen und Monaten allmählich nach.
Die Kombination von zwei oder mehr Substanzen ist schwer kalkulierbar. Je nach Kombination kann sich die Wirkung verstärken, potenzieren oder sich in unterschiedliche – und auch unerwünschte - Richtungen entwickeln. Durch Mischkonsum erhöht sich das Risiko unangenehmer Nebenwirkungen und Folgeerscheinungen. Wenn du dich trotzdem für Mischkonsum entscheidest, solltest du idealerweise Erfahrungen mit jeder der einzelnen Substanzen haben und auf besonders riskante Kombinationen verzichten.
Menschen, welche regelmäßig Tabak- und Nikotinprodukte rauchen, betreiben automatisch Mischkonsum mit allen anderen Substanzen, welche konsumiert werden.
● Nikotin & Kokain (Kokarette): Nikotin wird in Tabakform oft mit anderen Substanzen gemischt, um
diese z.B. in Zigarettenform konsumfähig zu machen. Beide Substanzen verengen die Blutgefäße, so dass das Schlaganfallrisiko zunimmt.
● Nikotin & THC: Diese Kombination ist am weitesten verbreitet, vor allem bei der Herstellung von Joints (Marihuana- und Haschisch-Zigaretten), sowie beim oralen Konsum durch eine Wasserpfeife (Bong). Durch den hohen Anteil an Nikotin wird hierbei eine starke Nebenwirkung erzielt, der sogenannte „Tabakflash“. Dieser starke Ausschüttungsimpuls von Botenstoffen trägt zur starken psychischen und körperlichen Abhängigkeit bei.
● Nikotin & Psychopharmaka: Je nach Konsumhäufigkeit wird die Wirkung von Psychopharmaka und anderen Medikamenten vermindert oder ganz aufgehoben. Sprich am besten deinen Arzt/deine Ärztin darauf an, solltest du rauchen und regelmäßig Psychopharmaka zu dir nehmen.
● Nikotin/Alkohol: Alkohol ist ein sogenanntes Cokarzinogen, d.h. er verstärkt die krebserregende Wirkung des Tabaks. Alkohol erweitert die Blutgefäße, Nikotin verengt sie, daher ist diese Kombination gefährlich für das Herz-Kreislauf-System.
Wenn du dich im Wissen um gesundheitliche Risiken dennoch zum Konsum von Nikotin entscheidest, solltest du, zusätzlich zu den allgemeinen Safer-Use-Regeln, folgendes beachten:
• Aufgrund der starken toxischen Wirkung von Nikotin ist Safer Use nur begrenzt möglich. Es ist anzuraten, bei selbstgedrehten Zigaretten einen Filter zu verwenden, sowie beim Mischkonsum mit Cannabis einen Aktivkohlefilter. Einige der karzinogenen (krebserregend) Substanzen der Verbrennung von Tabak und/oder Cannabis werden dadurch gefiltert. Dennoch werden über die Schleimhäute im Mund und Rachen, sowie über die Lunge zahlreiche krebserregende Verbrennungsprodukte aufgenommen.
• Nikotin legt sich auf Haaren und Kleidung ab, daher ist ein Kleiderwechsel nach dem Konsum ratsam, wenn Kontakt zu Babys/Kleinkindern besteht.
• Das Nichtraucherschutzgesetz sieht vor, dass für Nichtraucher:innen rauchfreie Räume im öffentlichen Raum geschaffen werden müssen. Die Gefahren des Passiv-Rauchens sind nur marginal niedriger einzustufen, als selbst zu rauchen. Besonders Schwangere, Stillende und Menschen mit Vorerkrankungen der Atemwege, wie Asthma, Bronchitis und eingeschränkter Lungenfunktion sind unbedingt zu schützen.
• Zusätzlich sind Zigaretten- und Joint-Filter mit Nikotin belastet und verunreinigen das Grundwasser erheblich. Dies führt zum Tod von Mikro-Organismen und gefährdet somit den Lebensraum von weiteren Organismen, Tieren und Pflanzen. Deshalb sollten Tabak- und Rauchabfälle separat entsorgt werden. Das Mitführen eines Taschen-Aschenbechers ist hier äußerst sinnvoll.
• In der Schwangerschaft: Nikotin gelangt über die Plazenta in den Organismus des ungeborenen Kindes. Konsum während der Schwangerschaft kann zu Fehl- und Frühgeburten führen sowie vielfältige Fehlentwicklungen und Mangelerscheinungen hervorrufen.
• In der Stillzeit: Nikotin gelangt über die Muttermilch in den Organismus des Kindes. Du solltest deshalb solange du dein Kind stillst, auf den das Rauchen verzichten.
• Nikotin in Kombination mit Östrogen (in der Anti-Baby-Pille) führt zu einem erhöhten Thromboserisiko oder kann zu einem Schlaganfall führen.